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Regenbogenflaggen werden keinen Völkermord verbergen

Bis Ende 2023 hisste ich eine Regenbogenflagge – das Symbol für queeren Stolz und Solidarität – in meinem Twitter/X-Profil. Doch als ich begann, mich öffentlich für Gaza und das palästinensische Volk einzusetzen, wurde dieses Symbol gegen mich instrumentalisiert. Statt sachlicher, faktenbasierter Debatte zogen meine Beiträge ad-hominem-Angriffe an, die darauf abzielten, mich zu diskreditieren und zum Schweigen zu bringen. Manche waren in Sorge verpackt: „Du weißt, was sie in Gaza mit Schwulen machen.“ Andere waren direkt und grausam, bedienten sich Memes wie „Queers for Palestine ist wie Hühner für KFC“ oder recycelten das abgedroschene Klischee, ich würde „vom Dach geworfen“, wenn ich dort wäre. Es war eine Erfahrung, die viele andere teilten – und bestätigten.

Diese Narrative ist nicht nur reduktionistisch; sie ist politisch manipulativ, historisch unehrlich und faktisch falsch. Die oft wiederholte Behauptung, queere Menschen würden in Gaza durch Sturz von Dächern hingerichtet, basiert auf keinen verifizierten Fällen, die Palästinenser oder die Regierungsbehörden in Gaza betreffen. Sie stammt aus Propagandavideos des IS – nicht von Hamas und schon gar nicht von der breiteren palästinensischen Bevölkerung. Es gibt keinen glaubwürdigen Beleg, dass öffentliche Hinrichtungen queerer Menschen in der von Kritikern suggerierten Weise stattgefunden haben.

Was wir erleben, ist ein Lehrbuchfall von Pinkwashing: die Instrumentalisierung von LGBTQ+-Rechten, um einen Kampf um Gerechtigkeit abzulenken oder zu delegitimieren. Es ist ein rhetorisches Ablenkungsmanöver, das queeren Menschen sagt, sie müssten wählen – entweder queere Rechte oder palästinensische Befreiung, aber nicht beides.

Homosexualität und Islam: Jenseits der weaponisierten Narrative

Viel von der rhetorischen Attacke auf queere Palästina-Solidarisierende stützt sich auf pauschale Verallgemeinerungen über den Islam und seine angebliche außergewöhnliche Feindseligkeit gegenüber LGBTQ+-Menschen. Die Implikation: queere Identität und islamischer Glaube seien wesensmäßig unvereinbar, und Solidarität mit einer muslimisch geprägten Bevölkerung sei naiv oder gar selbstzerstörerisch für LGBTQ+-Personen.

Dieser Rahmen ist nicht nur islamophob; er ist auch historisch und theologisch unhaltbar. Die traditionelle islamische Rechtslehre missbilligt – wie viele religiöse Rechtssysteme – gleichgeschlechtliche Handlungen. Der Koran verweist auf das Volk Luts (Lot), das oft als Verurteilung männlich-männlichen sexuellen Verhaltens zitiert wird. Doch diese Verse sind weitaus ambivalenter, als dargestellt. Sie kreisen um Unhospitalität, Zwang und Korruption, nicht um einvernehmliche Liebe oder sexuelle Identität. Im Gegensatz zu Levitikus 20:13 im Hebräischen Bibeltext – „Wenn ein Mann bei einem Mann liegt, wie man bei einer Frau liegt, dann haben beide eine Gräueltat begangen; sie sollen unbedingt getötet werden“ – schreibt der Koran keine Strafe für gleichgeschlechtliche Intimität vor.

Die Hadithe (Überlieferungen des Propheten Muhammad, Friede sei mit ihm), die viel islamisches Recht prägen, enthalten unterschiedliche und oft umstrittene Bezüge zu gleichgeschlechtlichem Verhalten. Wichtig: Es gibt keine Aufzeichnung aus der Lebenszeit des Propheten, dass jemand wegen Homosexualität bestraft wurde. Islamische Ethik betonte traditionell Privatheit, Diskretion und Reue, nicht Überwachung oder öffentliche Demütigung.

Tatsächlich hat die islamische Zivilisation eine reiche und komplexe Geschichte zu Geschlecht und Sexualität. Klassische arabische Poesie ist voller homoerotischer Bilder. Sufi-Mystik mit ihren Metaphern göttlicher Liebe überschreitet oft starre Geschlechtergrenzen. Gelehrte wie Scott Siraj al-Haqq Kugle und Amina Wadud haben progressive Neuinterpretationen der Lut-Geschichte angeboten, die argumentieren, sie verurteile zwangsweisen sexuellen Gewalt, nicht einvernehmliche gleichgeschlechtliche Liebe.

Diese Vielfalt der Auslegung wird gelebt, nicht nur theoretisiert. Queere Muslime existieren, organisieren sich, widerstehen und gedeihen. Die Weaponisierung des Islam zur Diskreditierung pro-palästinensischer queerer Menschen löscht nicht nur diese Stimmen aus; sie reduziert eine ganze Glaubensüberlieferung auf eine Keule im Kulturkampf.

Koloniale Wurzeln der Kriminalisierung: Eine Zeitlinie importierter Homophobie

Die Vorstellung, institutionalisierte Homophobie sei ein intrinsisches Merkmal arabischer oder islamischer Gesellschaften, zerbricht bei genauer Prüfung. Der historische Befund zeigt: Vormoderne islamische Rechtssysteme kriminalisierten Homosexualität nicht in der Weise Europas. Stattdessen lässt sich die Kodifizierung anti-LGBTQ+-Gesetze in der arabischen Welt auf europäischen Kolonialismus zurückführen, nicht auf den Koran.

Über Jahrhunderte islamischer Herrschaft – von den Umayyaden bis zu den Osmanen – gab es kein einheitliches Strafgesetzbuch, das gleichgeschlechtliche Intimität verbot. Gesellschaftliche Haltungen mochten konservativ sein, Religionsgelehrte diskutierten die Moral verschiedener Verhaltensweisen, doch die Rechtssysteme dieser Gesellschaften priorisierten selten die Überwachung privaten sexuellen Verhaltens, solange es die öffentliche Ordnung nicht bedrohte. Zudem offenbaren die reichen literarischen und künstlerischen Traditionen der arabisch-islamischen Welt – voller homoerotischer Poesie, inniger männlicher Freundschaften und Darstellungen gleichgeschlechtlichen Begehrens – einen kulturellen Raum, der zwar komplex und teils widersprüchlich war, aber nicht durch rechtliche Verfolgung queerer Menschen geprägt wie in Europa.

Im Gegensatz dazu wurden in christlichem Europa homosexuelle Handlungen aggressiv kriminalisiert, oft unter Todesstrafe. Mittelalterliche und frühneuzeitliche Rechtssysteme – von der Inquisition bis zum britischen Common Law – verhängten grausame Strafen für „Sodomie“, darunter Verbrennen, Hängen und Verstümmelung. In manchen Regionen, etwa den habsburgischen Territorien entlang der Donau, beschreiben historische Quellen, dass mutmaßliche Homosexuelle zu Schiffe stromaufwärts ziehen verurteilt wurden – eine Hinrichtung durch Erschöpfung und Exposition. Diese Strafen waren nicht marginal, sondern institutionalisiert, von Kirche und Staat gleichermaßen sanktioniert.

Als europäische Mächte die arabische Welt kolonisierten, exportierten sie diese Gesetzeskodizes. Palästina ist ein Paradebeispiel:

Zeitraum Rechtlicher Status der Homosexualität in Palästina
Vor 1917 Nicht kriminalisiert unter osmanischem Recht
1929 Britisches Mandat führt Section 152 (Anti-Sodomie) ein
1951 Entkriminalisiert im Westjordanland durch jordanisches Strafgesetzbuch
1967–heute Gaza behält britische Kolonialgesetzgebung; keine bekannten Verfahren seit 1994 (HRW)

Dieser historische Bogen ist entscheidend: Die rechtliche Verfolgung queerer Menschen in Palästina begann unter britischer Herrschaft, nicht unter islamischer. Heute behält Gaza technisch das Kolonialgesetz, doch es gab seit Jahrzehnten keine Verfahren darunter. Gleichzeitig hat der Staat Israel, oft als queerer Hafen gefeiert, über 99 % der Asylanträge queerer Palästinenser abgelehnt. Der Kontrast entlarvt die Leere von „Brand Israel“ – einer Narrative, die LGBTQ+-Rechte nutzt, um Besatzung und Apartheid zu kaschieren.

Dieses Geschichtsbewusstsein ist wichtig. Es stellt die simplistische Erzählung infrage, die einen zivilisatorischen Graben zwischen einem queer-freundlichen Westen und einem homophoben Osten postuliert. Es bekräftigt auch die Handlungsfähigkeit queerer Araber und Muslime, die keine Opfer ihrer Kultur sind, sondern Überlebende sowohl einheimischer Repression als auch importierter kolonialer Gewalt.

Alan Turing: Der westliche Spiegel

Um die Grausamkeit und Absurdität der Kriminalisierung queeren Daseins voll zu begreifen, genügt ein Blick auf eine der tragischsten und aufschlussreichsten Geschichten des 20. Jahrhunderts: die von Alan Turing. Heute ist Turings Name weltbekannt durch den Turing-Test, ein Grundkonzept der Künstlichen Intelligenz und Basis moderner CAPTCHA-Systeme. Doch sein wahres Erbe reicht tiefer – er war der brillante Mathematiker und Kryptoanalytiker, der die Maschine entwarf, die den deutschen Enigma-Code knackte, ein entscheidender Beitrag zum Sieg der Alliierten im Zweiten Weltkrieg.

Turings Arbeit in Bletchley Park blieb jahrelang geheim, doch heute ist klar: Er verkürzte den Krieg um bis zu zwei Jahre und rettete Millionen Leben. In einer gerechten Gesellschaft wäre er als Nationalheld gefeiert, zu Lebzeiten geehrt und mit Dankbarkeit erinnert worden. Doch Alan Turing war schwul. Und in den 1950er Jahren Großbritanniens war das ein Verbrechen. Wie viele schwule Männer seiner Zeit musste Turing ein Doppelleben führen – heimlich aus dem Haus schleichen, um Partner zu treffen.

Als Turing einen Einbruch in seinem Haus meldete und seinen jüngsten Partner Arnold Murray verdächtigte, offenbarte er während der polizeilichen Befragung schließlich ihre Beziehung. Was als Routineuntersuchung gestohlener Güter begann, wurde rasch zu einer Strafverfolgung wegen „grober Unzucht“ – derselbe Vorwurf, der Oscar Wilde zerstörte. Der leitende Ermittler entschuldigte sich später bei Turing, bedauernd, dass seine Kooperation eine unaufhaltsame Justizmaschinerie ausgelöst hatte.

Trotz Kriegsdienst und wissenschaftlichem Genie wurde Turing angeklagt und verurteilt. Das Gericht bot ihm die Wahl: Gefängnis oder chemische Kastration. Er wählte Letzteres – eine angebliche „Behandlung“ mit synthetischem Östrogen, um die Libido zu unterdrücken. Die Nebenwirkungen waren grausam: Turing litt unter Gynäkomastie (Brustwachstum), Depressionen und geistigem Verfall. Der einst lebendige Geist, der Europa vor dem Faschismus rettete, wurde nun durch staatlich sanktionierte Grausamkeit zerstört. 1954, mit nur 41 Jahren, nahm sich Turing das Leben, indem er in einen mit Zyanid präparierten Apfel biss.

Jahrzehnte später, nach öffentlichem Aufschrei und langsamer nationaler Aufarbeitung, erhielt Turing postum eine königliche Begnadigung. Doch Geschichte lässt sich nicht rückgängig machen. Ein Mann, der einem Land alles gab, das ihm mit Schande und Strafe vergalt, war verloren – nicht im Krieg, sondern durch die Gesetze, die vorgaben, die Gesellschaft zu schützen. Turings Geschichte ist nicht nur Tragödie – sie ist Anklage. Die Kriminalisierung queerer Leben war nie um Schutz. Sie war immer um Kontrolle, Angst und die Überwachung von Begehren. Und wenn westliche Stimmen heute andere Kulturen wegen Homophobie verurteilen, tun sie es mit selektivem Gedächtnis. Die Gesetze, die Turing töteten, wurden in London geboren, nicht in Mekka – und sein Tod ist eine stille Zurückweisung des Mythos westlicher moralischer Überlegenheit.

Geschlechtergewalt und der Mythos des zivilisierten Patriarchen

Wenn westliche Kommentatoren arabische und muslimische Gesellschaften als einzigartig „barbarisch“ oder „rückständig“ in Menschenrechtsfragen darstellen, sprechen sie selten aus historischer Ehrlichkeit. Das ist nicht nur irreführend – es ist Projektion. Dieselben Gesellschaften, die heute moralische Überlegenheit beanspruchen, pflegten bis vor erschreckend kurzer Zeit zutiefst gewalttätige und patriarchale Normen in ihren eigenen Rechtssystemen – oft mit Staatsgewalt im Rücken.

Nehmen wir das Thema häusliche Gewalt und Ehevergewaltigung. In arabischen und muslimischen Gesellschaften gab es zwar immer patriarchale Strukturen – wie in allen Kulturen –, doch die Idee, ein Mann habe ein uneingeschränktes Recht, seine Frau zu schlagen oder sexuell zu vergewaltigen, war gesellschaftlich inakzeptabel, auch wenn nicht immer kriminalisiert. Überschritt ein Mann diese Grenzen – schlug er seine Frau, verletzte er seine Kinder oder verhielt sich gewalttätig –, traf sein Verhalten oft auf gemeinschaftliche Intervention. Älteste, Familienmitglieder oder Peers konfrontierten ihn; beharrte er, konnten Frau und Kinder bei erweiterter Familie, Freunden oder Nachbarn Zuflucht suchen, ohne soziale Schande.

Es war klar: Manches Verhalten machte einen Mann schlicht unwürdig, Familienoberhaupt zu sein, unabhängig von staatlichem Eingreifen.

Vergleichen wir das mit Europa und Nordamerika im frühen und mittleren 20. Jahrhundert. In Ländern wie Großbritannien, Frankreich und den USA erkannte das Recht die „ehelichen Rechte“ des Mannes an – ein Euphemismus für Ehevergewaltigung, die in vielen westlichen Staaten erst Ende des 20. oder Anfang des 21. Jahrhunderts als Straftat anerkannt wurde. In Großbritannien war Ehevergewaltigung bis 1991 legal. In Teilen der USA bis in die 1990er oder später. Diese Gesetze erlaubten Missbrauch nicht nur – sie kodifizierten ihn.

Körperliche Züchtigung von Ehefrauen und Kindern wurde nicht nur toleriert – sie wurde offen gefördert. Männer erhielten rechtliche Autorität über ihre Familien; Gewalt als Disziplin galt als private, ja verantwortungsvolle Ausübung dieser Macht. Ein Mann konnte seine Frau für „Widerspruch“ schlagen, ihr Autonomie verweigern und sie rechtlich von der Außenwelt isolieren. Floh eine Frau vor ihrem gewalttätigen Mann, riskierte sie Kinder, Eigentum und sozialen Status zu verlieren. Das ist keine alte Geschichte. Das waren die Gesetze während und nach dem Zweiten Weltkrieg, in denselben Ländern, die Homosexualität kriminalisierten, den Globalen Süden kolonisierten und der Welt verkündeten, sie seien Vorbild der Zivilisation.

Wenn also heutige westliche Kritiker LGBTQ+- oder Frauenrechte als Beweis westlicher moralischer Überlegenheit über arabische oder muslimische Gesellschaften hochhalten, ist die Heuchelei atemberaubend. Nicht nur sind solche Rechte eine jüngste und hart erkämpfte Entwicklung im Westen selbst; die Rahmung löscht bestehende, kulturell verankerte Systeme der Rechenschaftspflicht aus, die in nicht-westlichen Gesellschaften seit Generationen existierten. Die Auslöschung dieses Kontexts ist kein Zufall. Sie erlaubt westlichen Mächten, die Illusion zivilisatorischer Führung aufrechtzuerhalten, während sie ihre eigene Geschichte und die Schäden, die sie kolonisierten Gesellschaften zugefügt haben, ignorieren – oft zerstörend oder verdrängend genau jene Gemeinschaftsstrukturen, die einst Schutz boten.

Pinkwashing als Staatskunst

Israels „Brand Israel“-Kampagne, 2005 vom Außenministerium gestartet, bewarb Tel Aviv explizit als schwulenfreundlichen Hafen. Dieser Aufwand war kein organischer Stolz; es war Staatspropaganda. Während Regenbogenflaggen im Ausland gezeigt wurden, kürzte Israel die Mittel für lokale LGBTQ+-Dienste und setzte die Unterdrückung der Palästinenser unter Besatzung fort. Queere israelische Gruppen wie Black Laundry (Kvisa Shchora) protestierten gegen diese Vereinnahmung und weigerten sich, ihre Identitäten zur Reinwaschung von Apartheid missbrauchen zu lassen. Wie Black-Laundry-Aktivisten sagten:

„Man kann kein Pride auf besetztem Land feiern. Unsere Befreiung darf nicht auf Kosten der Unterdrückung eines anderen Volkes gehen.“

Ebenso lehnen palästinensische queere Organisationen wie alQaws und Palestinian Queers for BDS (PQBDS) Pinkwashing seit Langem ab. PQBDS erklärte:

„Unser Kampf ist nicht die Inklusion in einen rassistischen Staat, sondern dessen Demontage.“

Diese Stimmen sind im westlichen Mainstream-Diskurs selten zu hören, der Queerness lieber tokenisiert, um Militarismus zu rechtfertigen, statt die Menschen an den Schnittstellen zu verstärken.

Wenn westliche Stimmen arabische und muslimische Gesellschaften wegen ihres Umgangs mit LGBTQ+-Personen verspotten oder verurteilen, geschieht das selten aus Solidarität mit queeren Menschen vor Ort. Häufiger dient es als islamophobes Klischee – eine Methode, Muslime als unverbesserlich intolerant und selbstbestimmungsunwürdig darzustellen. Es ist ein alter kolonialer Trick, verpackt in progressive Sprache.

Queere Befreiung ist ohne Gerechtigkeit für Palästina unvollständig

Wenn queeren Menschen gesagt wird, Solidarität mit Palästina bedeute, sich mit Homophobie zu solidarisieren, müssen wir die Strategie erkennen: Es geht nicht um den Schutz queerer Leben. Es geht um den Schutz staatlicher Macht.

Zu behaupten, LGBTQ+-Befreiung gehöre dem Westen, ist nicht nur falsch – es ist gefährlich. Die Geschichte zeigt:

Die Systeme, die Transmenschen in den USA überwachen, queere Asylsuchende in Großbritannien abschieben und Krankenhäuser in Gaza bombardieren, sind miteinander verknüpft. Queere Befreiung lässt sich nicht vom antikolonialen Kampf trennen. Es ist keine Wohltätigkeit; es ist Strategie für kollektives Überleben.

„Unsere Befreiung ist miteinander verbunden“, sagten queere Organisator*innen seit Langem. Nicht als Metapher, sondern als materielle Realität.

Für Palästina einzutreten, widerspricht queerer Identität nicht. Es erfüllt sie. Queer und antikolonial, queer und anti-Apartheid, queer und pro-palästinensisch zu sein, ist kein Widerspruch. Es ist Kohärenz.

Wahre Solidarität verlangt nicht, dass wir verleugnen, wer wir sind. Sie verlangt, dass wir die Drehbücher der Mächtigen ablehnen – jener, die unsere Identitäten zu Werkzeugen der Spaltung machen. Sie verlangt, queeren Palästinensern zuzuhören, ihr Recht auf Existenz in all ihrer Komplexität zu unterstützen und Seite an Seite mit ihnen für eine Welt zu kämpfen, in der niemand vertrieben, entmenschlicht oder der Würde beraubt wird.

Queere Menschen schulden keine Loyalität Imperien, die sie gestern kriminalisierten und heute tokenisieren. Wir müssen nicht zwischen unseren Identitäten und Prinzipien wählen. Wir sind keine Requisiten der Macht. Wir sind Menschen. Und wir werden frei sein – zusammen.

Literatur

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